Der edle Prinz und die Hütte
(c) richard k. breuer

Es war einmal ein junger Prinz, der auf der Suche nach dem ewigen, immerwährenden Glück war. Er durchstreifte die vielen Zimmern und Säle seines elterlichen Schlosses, querte den großen Garten von Nord nach Süd, von West nach Ost. Er suchte die Ratgeber des Königs auf und fragte sie um Rat. Doch sie schüttelten nur ihre Köpfe. Niemand ist es beschienen, das ewige Glück zu finden, sagten sie. Aber mit dieser Antwort begnügte er sich nicht und suchte weiter. Einmal ging er nach dem Mittagsmahl in den Rosengarten, als er dort auf den alten Gärtner traf, der ihn freundlich grüßte. Der Prinz grüßte freundlich zurück und fragte ihn, ob er in seinem Leben das immerwährende Glück fand. Der freundliche Gärtner nickte und deutete mit seinem Rechen in den Süden. Dort, sagte er, keine Tagesreise von hier, gibt es ein Waldstück, das jeden zum immerwährenden Glück führt. Der Prinz bedankte sich, schnürte aufgeregt sein Bündel und wollte am frühen Morgen losziehen. So war es auch.

Ein sonniger, wunderschöner Frühlingstag begleitete ihn auf dem Weg, der ihn zum ersten Male aus dem Schloss führte, wo es ihm nie an etwas mangelte und wo der ganze Hofstaat sich um seiner kümmerte. Frohgemut schritt er die Landstraße entlang und kam gegen Mittag zu jener Abzweigung, die in den dunklen Wald führte. Der Gärtner hatte also Recht, dachte er und schlug den schmalen Weg in den Wald ein. Als er viele Schritte gegangen war, blickte er zurück und musste feststellen, dass der rückwärtige Weg sich im Dunkel der Bäume verlor. Zum ersten Male in seinem Leben ängstigte er sich. Unbekannte Stimmen, furchtbare dämonische Geräusche meinte er, abseits des Weges zu hören und eine bösartige Dunkelheit schien ihm zu folgen. Immer zögerlicher wurden seine Schritte. Bis sie gänzlich verstummten, weil sein Herz wie wild um sich schlug und seine goldene Zuversicht vertrieb. Betrübt und mutlos ließ er alle Hoffnung sinken. In seiner großen Einsamkeit, dachte er ans Schloss, wo er nie alleine war, wenn er es nicht wollte. Der Prinz setzte sich auf einen Baumstumpf, verwünschte den Gärtner, der es wohl nicht ernst mit ihm meinte. In vielen dunklen Gedanken versunken, bemerkte er gar nicht, dass ein junges Mädchen des Weges kam. Es blieb vor ihm stehen, grüßte und fragte ihn, warum er denn so traurig sei. Der Prinz war höchst erstaunt, solch ein munteres Kindlein zu sehen und antwortete, dass er auf der Suche nach dem immerwährenden Glück ist. Sie nickte und fragte weiter, warum er dann hier sitze. Da musste er ihr gestehen, dass er große Angst habe, weiter zu gehen. Da lachte sie aus ganzem Herzen, schüttelte dabei den Kopf, nahm seine ängstliche Hand und begleitete ihn auf dem weiteren Waldweg, der wenig später in ein Lichtung führte, die übersät war mit den schönsten Blumen, die der Prinz jemals gesehen hatte. In der Mitte dieser Pracht, auf einem kleinen Hügel, stand eine alte, verlassene, gar unscheinbare Hütte. Zügig führte das Mädchen ihren Begleiter hinauf. Vor der Hütte löste sie ihre Hand, deutet auf die geschlossene Türe und sagte: „Dort werdet Ihr finden, was Ihr Euch so sehnlichst wünscht, nur zu ... geht hinein!“

Mit diesen Worten kugelte sie fröhlich den Hang hinunter. Der Prinz stand eine Weile ratlos da, dann drehte er sich um und rief dem Mädchen hinterher, fragte, was es mit der Hütte auf sich hätte. Eh das Mädchen wieder im Schatten der Bäume verschwand, hörte er sie rufen: 'Es ist die Zukunft, edler Prinz, die Zukunft ...'“

 


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